Ein Rückblick zu den Anfängen...

Unsere alemannischen Vorfahren stellten sich den Winter als ein altes , dürres Weib als Verkörperung der Unfruchtbarkeit und als lebensfeindliche Macht vor, die es zu vernichten galt. Für sie war die Fasnacht eine sehr ernsthafte Sache, der Winter war damals noch eine recht ungemütliche Zeit, die Leute hungerten und froren, wie wir es uns gar nicht mehr vorstellen können. Daher rückte man der Winterhexe mit allen Mitteln auf den Leib: mit Vermummungen- die Bubenlarve war der letzte Rest davon – mit Lärm und Peitschenknall, um die Wintergeister zu erschrecken und zu vertreiben. An vielen Orten kam hinzu die Einholung des Frühlings in Gestalt einer mächtigen Tanne, die mit ihren immergrünen Nadeln die Verheißung der kommenden warmen Jahreszeit darstellte. Das ist die Wurzel des Narrenbaums, der heute in vielen Orten gesetzt wird. 

Das Wort Fasnacht hat nichts mit Fasten zu tun, obwohl man es gelegentlich mit „t“ (Fastnacht) schreibt. Das Wort und die Sache sind viel älter als die Fastengebote der Kirche. Es hängt vielmehr mit dem Wort „faseln“ zusammen, das heute soviel bedeutet, wie unsinniges Zeug daherreden. Früher bedeutete es: sich toll, übermütig gebärden und noch früher: so viel wie fruchtbar machen, fruchtbar werden. In der Tat ist die Fasnacht ein alter Fruchtbarkeitsbrauch, sie lag und liegt daher auf der Grenzscheide zwischen Winter und Frühjahr. Sie stellt den Auftakt zum neuen Frühling dar.

Heute glauben wir alle längst nicht mehr an die Winterhexe und deren Vertreibung in der Fasnacht. Geblieben aber ist die Freude am Lärm und am Umtrieb, an der unbekümmerten Fröhlichkeit und der damit verbundenen Narrenfreiheit, die ungestraft mißliebige Personen und spaßhafte Vorkommnisse aufs Korn nimmt und dem allgemeinen Gelächter preisgibt. Aus diesem Grund hat die Fasnacht überlebt, feiert sie heute – freilich mit völlig neuer Sinngebung – immer neue Triumphe.

Ein wichtiger Tag war dabei auch der „gumpige“ Donnerstag, ein Tag der Umzüge und der Ausgelassenheit (das Wort „gumpen, gampen“ bedeutet so viel wie hüpfen, springen, tanzen). Ihm gegenüber dann der „broomige“ Freitag. Das Wort „Broom“ bedeutet Ruß; mit dem hat man sich, zusammen mit Fett, das Gesicht eingeschmiert, auch noch ein Rest der alten Vermummung. So lebt, meist unverstanden, das alte Brauchtum weiter und feiert heute allenthalben wieder fröhliche Urständ.

Dieser Ausschnitt stammt aus dem Heimatbuch der Gemeinde Oberdischingen geschrieben von Stefan Ott (erschienen 1977 vom Anton H. Konrad Verlag)